il carso. la bora.

mike markart - martin g. wanko.

Wir trinken die Wörter in uns hinein.


Die Spinnen hängen in diesen Tagen

die Fäden auf Halbmast,

um von ihrer Trauer

über das Vergehen des Sommers zu erzählen.

In der Laube sitzt einer, der hat keinen Namen mehr,

genauso wie ich.

Er sagt, der Sommer sei ein Zugvogel.

Die Trauben gehen bereits ungeduldig wie kleine Kinder an den Händen,

den Reben.

Wollen längst loslassen und fortrennen.

Aus den Verschlägen hört man

die startenden Maschinen.

Nun wissen sie,

dass die Kellertüren endlich ihr Schweigen brechen,

die Münder gehen weit auf und sie stürmen

förmlich nach drinnen, ins Dunkle, ins Helle.

Wenn sie zur Ruhe gekommen sind,

nach einigen wilden, lauten Tagen,

beginnen sie dort, sich selbst zu beschreiben.

Jede Einzelheit wird vermerkt.

Diese Schriftstücke gießen wir uns ins Glas,

sagt der Fremde zu mir.

Dann trinken wir die Wörter in uns hinein,

eines ums andere.

Bis wir bald alles verstehen:

Das für den Augenblick zurechtgemachte Bild,

die mit Licht gefüllten Gläser,

die Langsamkeit der Dinge,

und letztendlich die Zusammenhänge der Welt.

Es gibt Geheimnisse,

die sich uns erst erschließen, seit wir gelernt haben,

zwischen den Zeilen zu lesen, sagt er noch.

Dann hören wir auf zu sprechen,

schenken nach und widmen uns der Lektüre unserer Gläser.


@mike markart